Der Segler Verein Staad e.V.
Die Anfänge des Segler-Vereins Staad reichen um einiges weiter zurück als bis in das Gründungsjahr 1951. Die Älteren von uns wissen noch, dass in den ersten Jahren nach der Katastrophe des Krieges sich das Leben nur langsam, zögernd und schwerfällig normalisierte. Die wassersportliche Betätigung auf dem Bodensee war darüber hinaus wegen seines internationalen Charakters noch zusätzlichen Beschränkungen unterworfen. Mancher alte Vorkriegs-Seebär sah vom deutschen Ufer aus neidvoll den Aktivitäten der Schweizer Nachbarn zu. Mit dem Jahr 1948 änderte sich die Situation dann zusehends. Was damals auf das Wasser kam, waren zwar meistens eingemottet gewesene schwimmende Untersätze, die nach heutigen Vorstellungen die Bezeichnung "Boot" kaum rechtfertigten. Das tat aber dem Spaß an der Freude keinen Abbruch. Der Begriff "Statussymbol" war noch nicht erfunden. Dafür wären diese schwimmenden Gurken,von Ausnahmen abgesehen, auch gar nicht geeignet gewesen. Wann das erste Boot des späteren SVS im Staader Fährehafen (unserem ersten Domizil) erschien, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Rechtliche Fragen im Zusammenhang mit einem Liegeplatz wurden weitgehend als juristische Spitzfindigkeit betrachtet. Wenn der Platz vorhanden war, konnte er nach selbstgebastelter Logik auch benutzt werden. Das Arrangement mit den anderen privaten Hafenbenutzern, den damals noch zahlreichen Staader Fischern, fiel nicht schwer. Die Hafenmiete, von der Fischereigenossenschaft erhoben, war erschwinglich und somit war alles in schönster Ordnung, die "rosarote Zeit" war angebrochen. Aus dieser Situation heraus entwickelte sich das, was sich später SEGLER-VEREIN-STAAD nannte. Die Flotte bestand aus etwa 8 Booten. Man kann sagen, dass die Entwicklung in den Anfängen eher auf etwas hinzielte, was man einen Anti-Verein nennen könnte. Dies ist nur aus dem "Zeitgeist" heraus verständlich. Die meisten der "Aktivisten" waren mehr oder weniger gebrannte Kinder mit einer ausgeprägten Aversion gegenüber allem, was nach Organisation, Reglementierung, Unterordnung oder ähnlichem roch. Von diesem Geist geprägt war dann auch jene denkwürdige Gründungsversammlung am 20. Juli 1951 im Gasthaus "Salzberg", übrigens genau eine Woche nach Eröffnung der Konstanzer Spielbank. Irgendwelche Zusammenhänge zwischen diesen beiden Ereignissen bestanden natürlich nicht. Man wusste, mit wem man es zu tun hatte, man konnte erfahren wer, wann, wohin segelte, und man hatte, Gipfel aller Gemeinsamkeit, sich einen Namen gegeben und einen Wimpel noch dazu, damals noch hangestickt. Der SEGLER-VEREIN-STAAD war geboren. Eine kleine Besonderheit jener Zeit sei ihrer Kuriosität wegen noch erwähnt. In den allerersten Jahren galten Segler, die sich eines Hilfsmotors bedienten oder auch nur den Wunsch nach einem solchen äußerten, als Sportsleute minderer Qualität, ein Makel, den niemand auf die leichte Schulter nahm. Dies änderte sich erst als einer der Vereinsgründer - einer mit klugem Kopf und wachem Verstand - sich zu der Erkenntnis durchrang, "dass wir mit dem Wind allemal noch fertig geworden sind - nicht aber mit der Flaute". Er sprach diese Erkenntnis auch aus und fortan standen der Motorisierung keine moralischen Skrupel mehr im Weg. Wenn bisher bewusst vermieden wurde, einen Namen zu nennen, so muss hier an dieser Stelle eine Ausnahme gemacht werden, die unermüdlich treibende Kraft hinter all diesem Geschehen, der "Spiritus rector" des SEGLER-VEREIN STAAD hieß Karl Otto Hempel. Rückblickend kann man zwar sagen, dass es eine schöne und unbeschwerte Zeit war - aber das behaupten eigentlich die Alten immer von ihrer eigenen Jugend. Im August 1957 musste der Vorsitzende der Mitgliederversammlung erstmals offiziell mitteilen, dass "über kurz oder lang" der Fährehafen als Liegeplatz nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Damit war das, was fortan Problem Nr. l hieß, für alle sichtbar geworden. Die Maßnahmen für eine Lösung kamen allerdings nur sehr schleppend in Gang. Im Jahr 1957 wurde erstmals eine Vereinsregatta gestartet, deren sportlicher Wert zwar durch die bunt zusammengewürfelten Felder begrenzt war, den Teilnehmern aber doch großen Spaß gemacht hat. Kurz darauf erfolgte auch - im Hinblick auf kommende finanzielle Belastungen - der Eintrag ins Vereinsregister und die Aufnahme in den Deutschen Segler-Verband und den Bodensee-Segler-Verband. Für die beiden letzteren Maßnahmen war die Änderung des bisherigen Vereinsstanders notwendig. Seither hat er die noch heute gültige Form. Wie weit das geplante Hafenprojekt - zumindest theoretisch - innerhalb des Vereins schon gediehen war, geht aus der Tatsache hervor, dass im Sommer 1959 bereits die Namen der Inhaber für die 30 vorgesehenen Liegeplätze feststanden. Um diese Zeit wurde auch das erste "große Geld" zur Zahlung fällig: 60 DM pro geplanten Bootsliegeplatz. Ganz ernst wurde es dann im Januar 1960. Der Gemeinderat hatte am 21. Januar 1960 beschlossen, eine Betonmole südlich des Fährehafens zu erstellen, Kostenpunkt 95 000 DM, Anteil des SVS 22 000 DM. Den Verantwortlichen im Verein war es zu dieser Zeit nicht ganz wohl. Es war weniger die Höhe des Betrages, die Bauchweh verursachte, als vielmehr die Sorge, dass er rechtzeitig - d. h. gemäß den mit der Stadt getroffenen Vereinbarungen - würde aufgebracht werden können. An eine Kreditaufnahme dachte kein Mensch. Es zeigte sich aber, dass alle Befürchtungen unnötig waren. Mit beispiellosem Elan beteiligten sich die Vereinsmitglieder an der Geldbeschaffung. Liegeplatzrechnungen für noch gar nicht vorhandene Liegeplätze wurden auf einmal prompt bezahlt, Bausteine wurden selbst erworben oder bei Verwandten, Freunden, Bekannten oder anderswo untergebracht, und auch Spenden gingen in unerwartetem Maße ein. Das herausragende Ereignis des Jahres 1960 war natürlich die offizielle Eröffnung des neuen Seglerhafens am 10. Juli 1960. Viel Prominenz von rund um den See war angefahren gekommen. Schöne Reden wurden gehalten, einige auch mit Bemerkungen versehen, die es verdienen, der Nachwelt überliefert zu werden. Der Präsident des Bodensee-Segler-Verbandes gehörte dazu. Besonders eindrucksvoll waren auch die Worte unseres allbekannten Schweizer Freundes Jean Bernath. Er meinte, dass das Geld für den Seglerhafen eine sinnvolle Investition sei und sagte im Hinblick auf damals wie heute aktuelle Probleme, dass es "für junge Leute vernünftig ist zum Segeln zu gehen, weil sie sonst doch nur zum Rauben, Morden und Stehlen verleitet werden." Diese deftigen Worte - vorgetragen in unverfälschtem Schweizerdeutsch - verfehlten ihre Wirkung nicht. An diesem Tage, kann man sagen, ist der Segler-Verein Staad erwachsen geworden. Doch wäre das Wichtigste von all dem bisher Geschilderten gar nicht möglich gewesen, wenn der SVS nicht von Anfang an die Unterstützung von seiten der Firma Brauerei Ruppaner und der Stadt Konstanz gehabt hätte. Deren außerordentliches Entgegenkommen hat den Bau des Seglerhafens, dort wo er heute steht, überhaupt erst ermöglicht. Wie sehr der Bau der neuen Mole die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt hatte, zeigte sich bereits in den ersten Monaten nach der offiziellen Eröffnung. Der Seglerhafen Staad fing an, ein beliebter Anlaufpunkt der Segler des ganzen Sees zu werden.Im Jahre 1961 wurde vom SVS auch erstmals die rasch beliebt werdende Regatta "Rund um den Überlinger See" gestartet. Die Aktivität der Regattasegler nahm von nun an stetig zu. 1962 startete erstmals ein Boot des SVS bei der großen "Rund um". "Odin" belegte auf Anhieb den 2. Platz in seiner Klasse. Im Jahr darauf begann dann das neue große Abenteuer des SVS, der Bau der Südmole. Für den Verein entstanden große Belastungen, nicht nur finanzieller Art. Die ewig zu knappen Geldmittel ließen einen zügigen Bau nicht zu. Dies wiederum verursachten Verstimmungen bei Nachbarn und Behörden. Wie sehr der Staader Seglerhafen die Behörden beschäftigte, geht schon daraus hervor, dass der diesbezügliche Aktenberg bis 1967 auf 653 Seiten angewachsen war. Die endgültige Fertigstellung der Mole erfolgte erst im Jahr 1970. Es hat lange gedauert, aber man darf das Werk als in jeder Hinsicht gelungen ansehen. (Anmerkung: Die vorstehende Vereinsgeschichte wurde der Festschrift zum 25jährigen Jubiläum entnommen. Der ürsprüngliche Text von Dick Hämmerle wurde von Reinhard Heinl überarbeitet.)