Logbuch der CROCO, geschrieben von Dr. Ernst Gut
Teil 11,
Log 23.6.
Abb. 1: Die Festung
Aspö heißt die Insel, in deren kleinem Hafen wir die Regennacht verbracht haben. Der Name der Insel steht eingraviert auf einem handgearbeiteten Streichmesser aus Holz, das mir der alte, als Hafenmeister fungierende Mann zusammen mit der Quittung fürs Hafengeld überreichte. Er tat das mit einer Art Scham oder Scheu dafür, dass er uns Geld abnehmen musste für seinen doch recht bescheidenen Hafen. Obwohl keiner ein Wort der Sprache des anderen kennt, verstanden wir uns auf Anhieb. Jedenfalls interpretiere ich so das Schulterklopfen, mit dem er mich verabschiedete (meine erste körperliche Berührung mit einem Eingeborenen!).
Im Hafen habe ich nach längerem Suchen ein Plumpsklo und einen öffentlichen Wasserhahn ausfindig gemacht. Das Plumpsklo ist gewöhnungsbedürftig, aber auszuhalten. Wundervoll ist es, die Zeit zu haben, mit dem Faltkanister über die Aussenmole zur Wasserstelle zu spazieren, dem Wasser beim langsamen Reingluckern in den Bordtank zuzusehen und dann wieder zur Wasserstelle zu gehen...
Mittsommernacht.
In der Festung, die die Passage zum Meer hin bewacht gibt es heute abend Rhythmandblues.
Abb. 2: Mittsommernacht I
Abb. 3: Mittsommernacht II
Abb. 4: Mittsommernacht III
Während wir in der Spätnachmittagssonne gerade wie richtige Yachties im Cockpit bei Vorspeise und französischem Weißwein sitzen, kotzt der erste Schwede vom Steg, die Leichtbierdose noch in der Hand. Als sein Kopf sich wieder aufrichtet, läuft es grün aus der Nase. Auf dem Weg rüber ins Castell dann weitere Schwerbetrunkene, gleichgewichtsgestört, aber nett und friedlich. BRANDKOMMISARJE NORDENHIELMS BLUES ORKESTER heißt die Band, die den Betrunkenen den Takt vorgeben soll. Und der Kommisarje und seine Jungs tun das richtig gut. Blues wie er sich gehört, der Brandkommissar mit etwas schwuchtelhafter Gestik, aber guter Stimme, etwa mein Alter.
Die Band raucht und trinkt ohne Unterbrechung während des Musizierens. Wir swingen erst, dann tanzen wir. Stehblues. Wie auf den Schulfeten im Pfarrkeller.
Gute Atmosphäre, laue Nacht, die Fülle des Lebens.
Log 24.6.
Aus Solidarität mit dem Gastgebervolk bin ich heute mit einem kleinem Katerchen aufgewacht. Sonne, Sommer, Sonntag. Wie von allen schönen Plätzen der Reise nehme ich eher wehmütig Abschied. Aber die Reiseerfahrung zeigt: Es könnte am nächsten Ort nicht nur schöner werden, es wird meistens auf eine besondere Art auch noch schöner.
Bisher war alles wie auf Robis Karten von 1988. Jetzt befindet sich im Eingang zum Ölandsund ein Windkraftwerk im Bau. Auf der alten Karte natürlich kein Piep darüber. Tags nicht zu übersehen. Aber nachts möchte ich hier zumindest mit meiner alten Karte nicht durchsegeln. Nach 23 SM gegen halb acht in Kleinhafen mit dem großen Namen Kristianopel eingelaufen. Wieder viele Landsleute. Lässt auf Landstrom schließen. Die Männer von 2 oder 3 deutschen Schiffen sind offenbar viel zu früh eingelaufen, haben das Schiff aufgeräumt, gegessen und nichts mehr zu tun. Überschlagen sich daher beim Helfen beim Anlegen. Nach dem Idyll unseres Baggerlochhafens von Aspö drückt mir "the real world" ein klein bisschen auf die Stimmung. Oder es ist, weil heute nicht Mittsommernacht in der Luft liegt. Egal. Espresso, Gemüse schnippeln.
Grade noch duschen gewesen. "Keep this place clean. Your mother does not live here" stand an der Wand in der Sanitärbude.
Seit 3 Tagen Kurzehosenwetter. Aber: Jetzt kommen die vielfach angekündigten Mücken. Also lange Hosen wieder an.
Neue Macke am Bug. Muss dieser elende Seitschwimmponton heute morgen gewesen sein. Diese nautischen Missgeburten tauchen beim Abdrücken mit dem Fuß erst mal heimtückisch weg, um dann mit dreifach gesteigerter Wucht, vergleichbar einem echten Krokodil im Tarzan-Film, wieder aus dem Wasser zu schießen.
Am Steg von älterem Schweden auf "unusual design" des Kroko angesprochen worden. Wer denn der Konstrukteur sei. Nee, kennt er nicht. Aber die Wendigkeit beim Kreisen im Hafen habe ihn beeindruckt. Na ja, draussen beim Segeln sieht uns ja keiner.
Log 25.6.
Jetzt kann ich auch mitreden: Aus dem Ruder laufen, in die Sonne schießen, Strömungsabriss. Bisher habe ich in meiner Zeit als Langkieler immer nur bewundernd und fast neidisch auf so viel Abenteuer zugehört. Jetzt war ich selber dabei.
Er fing ganz harmlos an, der Segeltag. Kurze Hosen, Einschmieren, wollte schon baden gehen (Wasser jetzt wenigstens knapp über Schmerzgrenze 14 Grad). Da bezieht es sich, kracht, blitzt, kein wesentlicher Wind, gottseidank, bloß unheimlich starker Regen. So geht es ein oder zwei Stunden. Dann legen wir trockenes Zeug an, Ilona zieht sich in die Koje zurück. Ich trinke gerade meinen dritten Becher Ayurveda-Yogi-Glückstee und rauch mir eins dazu, da kommt wieder Dunkles von achtern, wieder Regen, wieder heftig.
Ich frag mich noch, ist das der Spray vom Regen auf dem Wasser oder fliegt das Wasser da drüben? Antwort in ca. 1 Minute: Es fliegt, das Wasser, vom Wind. Das Log geht von 2 auf 3 auf 6 auf 8. Es gurgelt wie nie unterm Heck. Der Wind kommt leider von achtern und wir haben Vollzeug drauf. Das krieg ich allein jetzt auch nicht runter. Und aufs Unvermeidliche brauche ich auch nicht lange zu warten. Das Kroko luvt, ich halte dagegen, doch der Wind und das Kroko sind stärker: Mit viel Lage und Geknatter gehen wir in den Wind. Ilona, unsanft geweckt, ist in weniger als einer Minute angezogen und geht vor zum Bergen der Fock. Ich kurble zwei Reffs rein. Schon ist der Spuk vorbei.
Raumschots bei hohem Speed gurgelt es auf der Weiterfahrt im Ablaufstutzen fürs Cockpit wie daheim im Altbau, wenn der Nachbar von oben drüber aufs Klo geht.
Merke: Bei Starkwind raumschots nur Vorsegel, das Groß macht viel zu viel Druck (hat ja schon Marty gesagt. Aber eben: Probieren geht über Studieren). Was hätte in dieser Lage wohl das Folke gemacht? Garantiert nicht den Befehl verweigert. Wäre stur gradaus weitergefahren, bis dass der Mast dann bricht.
Erleichtert und aufgekratzt Ankunft in Kalmar. Kalmar, Regionalmetropole an der südlichen Ostküste Schwedens hätte einen Namen mit der weltgeschichtlichen Endung -opel eher verdient als unser gestriges süßes kleines Dorf.
Im Hafen am Kai liegt ein U-Boot mit russischer Flagge. U-Boot? Aus der Nähe ein schwimmender, nein grade noch schwimmender, halb abgetauchter Schrotthaufen voller Rost, den das bisschen drübergekleckerter schwarzer Farbe eher noch betont. Vielleicht ist es das Teil, das den Schweden vor ein paar Jahren im Netz hängen blieb? Wie man mit sowas ein "Gleichgewicht des Schreckens" herstellen konnte? Schrecklich die Vorstellung, mit diesem Wrack in die Tiefe zu müssen, und dann noch Krieg spielen!
Abb. 5: Gleichgewicht des Schreckens I
Abb. 6: Gleichgewicht des Schreckens II
Wir sind wie praktisch immer die kleinsten im Hafen. Was die alle für Eimer fahren! 50 Fuß und 2 Herren drauf. Nicht zu fassen. In der Ecke liegt "Azimut", älterer silbergrauer Seebär drauf. "Azimut" und der Autor von "Und manchmal spuckt mir Neptun Gischt aufs Deck"? Schiff und Seebär könnten passen. Muss mich morgen mal trauen und fragen.
Log 26.6.
Hafentag. Langes spätes Frühstück in der Sonne. Skipper der "Azimut" angesprochen, ob er der bekannte Autor sei. Nee, issernich. Aber netter Schreinermeister im Ruhestand, auch schon siebzig, hofft auf noch viele Segeljahre. Sudetendeutsche Abkunft nicht zu überhören. "Wie gut, dass die uns rausgeschmissen haben. Habe Schulkameradin besucht, die drüben geblieben ist nach dem Krieg. Noch ein Zahn im Mund und alter Trainingsanzug als Bekleidung! Nee, das war letztlich gut von der Konsequenz her, dass wir wegmussten".
Reisebüro: Flüge zu teuer. Ilona nimmt für den Heimweg jetzt den Zug ab Oskarshamn, von Copenhagen bis Heidelberg 2er- Schlaf-Abteil, knapp 500 Mark. Auch nicht umsonst, aber es steht ja echte Gegenleistung dahinter. Im Gegensatz zum Bier gestern abend in der Pizzeria: Schmeckte wie die allerersten alkoholfreien in Deutschland vor so 15 Jahren. Also praktisch nicht trinkbar. Auch kaum Prozente, um den schlechten Geschmack vergessen zu können. Und dann kostet das sogenannte "Bier" auch noch rund 10 Mark für nullvier.
Besuch des "Kalmar Slot": Das perfekte Schloss. In Insellage am Kalmarsund, durch einen tiefen Burggraben vom Festland getrennt. Perfekte Proportionen, Ocker die Mauern und Bastionen, kupfergrün die Turmhauben. Dahinter Himmel-Sonne-Wölkchen-Wind, zum perfekten Schloss die perfekte Kulisse. Another perfect day.
Abb. 7: Kalmar Slot
Beim Hafenfrühstück: Touren-30er mit Einhandsegler gleitet herein, manövert unter Segeln. Ob ich will oder nicht, alte libidinöse Impulse bezüglich Schärenkreuzern werden wach. Und kein Wunder. Was hab ich schon Prospekte angestarrt über diese Schiffe, tag- und nachtgeträumt, wie ich an der Pinne...
Die eierlegendewollmilchsau gibts nicht. Der Entscheidungsprozeß fürs Kroko war und ist plausibel (Racer, Cruiser, Größe wg. Hafenplatz, Trailerfähigkeit, Wohnkomfort, moderne Segeltechnik, und: Budget).
Trotzdem: Von alten Lieben träumen ist schmerzhaft schön. Das gönn ich mir. Ein letztes noch zum Thema, dann hör ich auf: Das nach Größe und Design für hier geeignete Tourenboot wäre der 22er vom Beck auf der Reichenau. Auf den Gnadensee gehört der nicht!
Log 27.6.
Abb. 8: Alla Gut!
Morgens vor der Weiterfahrt nach Fachsimpelei mit dem badischen Nachbarn von "Allah hopp", einem historisierenden Jollenkreuzer aus Holz, noch großen Karabinerhaken fürs Bojenfestmachen besorgt: 40 Mark. Auslaufen aus Kalmar bei herrlichstem Sonnenschein und leichter Brise aus Nord. Aufkreuzen im engen Fahrwasser nordwärts unter der Brücke vom Festland nach Öland hinüber. Ilona ist nach der Strecke perfekt an der Fock: Klar, re, klar, re, alle 60 Sekunden. Gute Höhe bei 3er Wind: Wendewinkel bis 65 Grad und immer noch 4 Knoten.
Dann, nach 3 Seemeilen: "Wo hast Du eigentlich den Karabiner hingetan?" Klar, liegengelassen. Zurück.
Karabiner abgeholt. Wieder raus. Wind jetzt höchstens noch 1 Bft. Dazu unter der Brücke, wo wir uns schon am Vormittag so angestrengt haben, Strömung gegenan mit etwa 1,5 Knoten. Jetzt zahlt sich das Training aus von zahlreichen Folkebootregatten am Bodensee mit 0 bis 0,5 Bft. Wind. Da hat man Nerven wie Stahl, was das langsame Vorwärtskommen anlangt, wenns nur überhaupt vorwärtsgeht. Der Wendewinkel geht rauf auf lähmende 90-100 Grad. Kurzweil verschafft uns das Kräftemessen mit zwei kleinen einheimischen Yachten, die ebenfalls unter Segeln versuchen, unter der Brücke gegen die Strömung durchzukommen.
Abgehängt, aber keine Kunst, die anderen sind kleiner und eher altmodische Konstruktionen. Endlich im "Obersee" stellt der Wind erst total ab. Dann kommt doch das Lüftchen, das immer kommt, wenn man nur genug Geduld hat. Wir gleiten wie auf einem Binnengewässer, entlang der hügelig bewaldeten Küste der Insel Öland: Vogelgezwitscher, Geschrei badender Kinder, ab und zu das Geräusch eines Autos oder eines Traktors. Weihevoll. Stelle den Motor erst mal nicht an beim Einlaufen im Kleinhafen Strora Rörs. Robi hat in seiner Seekarte vermerkt "übernachten".
Tun wir doch glatt. Wieder ein Traum. Wie kann das alles nur immer noch schöner werden? Ein paar Yachten, 2 Fischkutter, badende Kinder, ein Kiosk, warmes Abendlicht. Heute abend Lamkotteletts und der "Albali Reserva 1985" aus dem "System-Bolaget" (Alk-shop), der Tropfen, der mir von Hertie zu Hause gut im Gedächtnis ist.
Log 28.6.
Kurz und schmerzlos, was die Segelei betrifft: 8 Seemeilen von Stora Rörs nach Borgholm. Freundlicher 4er Wind von achtern. Welle grade klein genug, dass Ilona nicht schlecht wird. Ziemlicher Kulturschock vom gestrigen Hafenidyll zur Hardcore Steril-Marina. Strandhotel. Große Motorboote, vom Rummelplatz weht Barry White herüber.
Landgang: Jetzt ist die unglaubliche Steigerung der Schönheit der jeweiligen Hafenplätze doch jäh unterbrochen worden und ich bin auf den Boden der Tatsachen aller Seereisen zurückgeholt worden. Borghholm ist eins der zahllosen Urlaubskäffer, wie man sie vor allem im Süden findet. Außer der zufälligen Lage am Meer gesichtslos und nichts zu bieten. Also: Urlaubsort aus dem Boden gestampft mit Fußgängerzone und Dutzenden Junkshops gegen die Langeweile, Campingplatz, Supermärkte.
Log 29.6.
Wieder ein Segeltag der Extraklasse. Heißer Mitbewerber um den Titel "Segeltag des Jahres 2001" zusammen mit dem 19.6.. Mittags los aus dem eher unattraktiven Borgholm. Bei Süd 2-3 Raumschotsgleiten mit dem Blister entlang der Westküste von Öland, Kurs Nord. Null Welle, geräuschlose Fahrt. Immer wieder kurzes Ostseebad. Dann zunehmender Wind, Normalgarderobe drauf und Kurs West, am Wind, erst 2, dann 3, dann 4, dann 5, und alles bei sommerlicher Temperatur und Sonnenbrandwetter. Das Crocodill tut was ich will. Rauscht dahin. Macht aus dem Wind wirklich nur das Beste. Vorbei das Mißtrauen dem "ranken" Schiff gegenüber. Jede kleine Maßnahme löst eine meist diskrete, manchmal auch deutliche Reaktion aus.
Hervorragend hierfür das Log. Egal was man tut oder zupft, die Bootsgeschwindigkeit geht erst mal 5 Prozent runter, um dann entweder über den Ausgangswert anzusteigen oder, wenn blöd gezupft, weiter abzusacken. Was sich besonders lohnt: Fallenspannung, Unterliek, Achterstag, aber nur, wenn mans ständig tut. Geheimnisvoll bleibt der Holepunkt der Genua, aber Dich kriegen wir auch noch!
Einfahrt in das erste "komplizierte" Fahrwasser nördlich Mönsteräs. Nach wenigen SM wird die Bedeutung des Namens klar: Ein Monster von Papierfabrik raucht und heizt und lärmt mitten in der herrlichsten Natur.
Ungewohnt: Kein Vorstadt-Industriegürtel drumrum, die Naturschutzidylle geht am Fabrikzaun ohne Übergang los. Vorsichtiges Entlangtasten im recht engen betonnten Fahrwasser. Übermütig geworden höre ich auf, die Tonnen zu zählen und verfahre mich prompt. Also zurück, rein in die richtige Abzweigung. Der Wind schläft vorübergehend ein, frischt dann auf auf gute 4 Bft. und beschert uns die herrlichste Freitagabendkreuz, die man sich vorstellen kann. Links und rechts Inselchen, dicht mit Bäumen bewachsen. Ilona steuert, ich navigiere und meckere nach Bedarf. Schließlich unter Segeln in einen Traumliegeplatz in Pasklavik eingelaufen. Riesenliegeplätze. 2x12m Heckleine reichen gerade aus von der Heckboje zum Schiff. Ilona ist geschafft und hört meiner Schwärmerei vom vielleicht schönsten Segeltag des Jahres gar nicht richtig zu. Mit der Dämmerung kommen die Mücken. Aber das halt ich aus vor lauter Glück.
Log 30.6.
Ziemlich unruhige Nacht. Die Mücken haben im Morgengrauen eine zweite Attacke geritten und sind dabei eher auf ihre Kosten gekommen als beim ersten Versuch in der Abenddämmerung. Als wir gegen halb neun, "unserer" Zeit, mit verquollenen Augen aus dem Schiff kriechen, legt gerade das letzte der ungefähr 8 Schiffe ab, die mit uns im Hafen gelegen haben.
Neueste Variante, den Zugang zum Sanitärbereich zu ermöglichen bzw. zu versperren: Codekarten, die vom Hafenmeister ausgegeben und bei Abreise in einen Einwurf im Büro des Hafenmeisters geworfen werden.
Auch morgens ist jedoch kein Hafenmeister in Sicht. Freundlicherweise verrät uns der letzte eben ablegende schwedische Segler, dass das Büro unversperrt ist. Also: Tür auf, eine aus dem Dutzend Codekarten vom Boden aufgelesen, waschen und Klogang.
Das mit den Codenummern wird besonders in weniger besuchten Häfen bzw. außerhalb der Kernsaison zum Problem. Da kommt man nach einem langen Segeltag voll der Eindrücke, aber auch mit prallem Leib in den Hafen, läuft zunehmend zügig über den endlosen Steg zum einzigen Gebäude im Hafen und steht dort vor einer vierstelligen Zahlenkombination. Da wird schnell klar, was Witzbolde meinen, wenn sie von der "Kotnummer" sprechen.
Heute nur kurzer, aber gehaltvoller Schlag von Paskallavik nach Oskarshamn. Besonderheit: Wir reisen auf dem inneren Schärenweg. Die Tonnen liegen an engen Stellen teilweise alle 15 Meter, einzelne Passagen sind bis 5 Meter schmal. Ein bisschen was von der Aufregung früherer Wildwasserfahrten kommt da auf, wenn es auf eine "Stelle" zugeht. Wir sind auf der ganzen Strecke die einzigen, die segeln. "Da können Sie nicht segeln, viel zu eng" hatte es gestern im Hafen (von Dickschiffkapitänen) geheißen, es war bei Wind von achtern aber wirklich nicht schwieriger oder riskanter als mit Motor, dafür viel viel schöner.
Oskarshamn, Mittelstadt, Fährhafen nach Gotland, große Marina mit rein deutschem Gästesteg, wo wir jetzt zwischen lauter Halbergrassys und Bavarias liegen und akustisch die Athmosphäre einer Schrebergartenkolonie am Samstagnachmittag haben ("Rasmus, du setzt dich jetzt hin, lass den Schwan in Ruhe". Rasmus=Bordterrier der Halberg Rassy an Backbord). Kein Wunder wenn ich ein bisserl Heimweh kriege. Ilona packt ihre Sachen und plötzlich erscheint mir die Aussicht auf das Bordleben der nächsten Tage nicht mehr besonders attraktiv.
Ende Teil 11, die Fortsetzung, Teil 12